Am 1. August beginnt die neue Jagdsaison. Für viele Jäger ist die Jagd mehr als ein Hobby - sie ist Berufung. Doch steigende finanzielle Belastungen und fehlende Anerkennung sorgen unter den Jägern für Unmut und Verärgerung.
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Eisfeld - Seit vielen Jahren schon ist Artur Grünewald passionierter Jäger und Inhaber von zwei Jagdrevieren um Eisfeld. "Die Jagd ist das älteste Kulturgut der Menschheit", sagt er. Sie sei nicht nur ein Hobby, sondern auf der Grundlage von Bundes- und Landesjagdgesetz lange schon zu einer gesellschaftlichen Verpflichtung geworden. "Wir Jäger sehen in erster Linie unsere Aufgabenstellung darin, bestandsregulierend einzugreifen, um somit einerseits für einen ausgewogenen und gesunden Wildbestand zu sorgen und andererseits die Wildschäden im Wald so gering wie möglich zu halten", sieht es Grünewald. Staatlich vorgegebene Abschusspläne seien einzuhalten, ansonsten drohten Bußgelder.
Widersinnige Jagdsteuer
Die Jäger seien gerne bereit, diese Aufgaben wahrzunehmen. Doch die sich immer schneller zu ihren Ungunsten drehende Kostenspirale sorge für Unzufriedenheit und Verärgerung in der Kreisjägerschaft, so Grünewald, der im Namen der Revierinhaber von Eisfeld und Römhild spricht. Hervorgerufen würden diese Belastungen durch unverhältnismäßig hohe Beiträge beispielsweise zur gesetzlichen Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), desweiteren durch die Auferlegung von Jagdsteuern in einigen Städten und Gemeinden sowie durch anderweitige Aufwendungen.
So habe beispielsweise die SVLFG ihre Beiträge um nahezu 150 bis 200 Prozent erhöht. "Das ist in unseren Augen unverhältnismäßig und völlig unrealistisch. Hinzu kommt, dass einige Kommunen immer noch die widersinnige und längst nicht mehr zeitgemäße Jagdsteuer - die man schon als Strafsteuer bezeichnen kann - erhebt." Sie beträgt zwischen 10 bis 15 Prozent der Jagdpachten. Es handele sich hierbei um eine freiwillige, kommunale Minimalsteuer, die die Revierinhaber sehr wohl belasteten, sieht es Grünewald. "Die Erhebung der Jagdsteuer ist in unseren Augen eine totale Missachtung der Arbeit der Jäger", sagt er.
Im Land Thüringen seien dies zurzeit 20 Städte und Gemeinden, davon im Landkreis Hildburghausen allein acht Kommunen. Sie nehmen zirka 13 000 Euro aus der Jagdsteuer ein. 78 Revierinhaber seien davon betroffen. Aus diesem Grund unterstütze die Kreisjägerschaft Hildburghausen - übrigens die stärkste Jägerschaft Thüringens mit über 500 Mitgliedern - die Bemühungen der Revierinhaber, Einfluss auf diejenigen Gemeinden und Städte zu nehmen, die diese Steuer noch erheben. "Wir wollen die Verantwortlichen der Kommunen durch gute Argumente und Fakten davon überzeugen, die betroffenen Revierinhaber zukünftig nicht mehr mit dem alten Relikt ,Jagdsteuer' zu belasten", kündigt Grünewald an. Als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz sehe man die Tatsache, dass vier Landesjagdbezirke in den betroffenen Gemarkungen von der Jagdsteuer ausgenommen sind.
Das Kommunalabgabegesetz von 1991, ein Flickwerk aus Rheinland-Pfalz und Saarland, sei dringend zu reformieren und den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Gemeinden vor Ort sollten selbst entscheiden, ob sie Jagdsteuer erheben oder nicht. Das zeige letztlich, welche Achtung man vor den Leistungen der Jäger vor Ort habe.
Kosten durch Wildschäden
Die Gebühren zur Trichinenuntersuchung und kostenpflichtige radiometrische Messungen des Wildbrets beim Schwarzwild seien weitere Belastungen, die von den Jägern zu tragen sind, beklagt Grünewald. Besonders betroffen sei eine Vielzahl von Jagdrevieren in denen intensive Landwirtschaft betrieben werde. Revierinhaber müssten hier in den meisten Fällen die entstandenen Wildschäden im Feld zu einhundert Prozent übernehmen und ausgleichen. Überdies komme in nahezu allen Revieren noch die einhundertprozentige Übernahme von Verbissschäden im Wald hinzu. "Unbeeinflussbare durch Schwarzwild verursachte Wildschäden in großen Maisschlägen im mittleren vierstelligen Bereich sind längst keine Seltenheit mehr. Um es auf den Punkt zu bringen: Oftmals entscheidet nur das gute und vertrauensvolle Verhältnis zwischen Jägerinnen und Jäger zu den landwirtschaftlichen Betrieben sowie das großzügige Entgegenkommen dieser Betriebe in Jagdrevieren mit hohen Feldanteil, über den dortigen Fortbestand der Jagdausübung und verhindert somit schlimmeres", schildert Grünewald die gängige Praxis. Es gebe aber auch schon Beispiele, dass deshalb Gemeinschaftsjagdbezirke durch die Jagdgenossenschaften nicht mehr, oder nur schwer zu niedrigen Preisen neu zu verpachten seien
Jagd sei schließlich auch Artenschutz. Eine Vielzahl von Jägern kümmere sich ehrenamtlich und freiwillig um den Erhalt der immer rarer werdenden Lebensräume der Wildtiere sowie um den Erhalt von gefährdeten Naturlandschaften. "Es wäre wünschenswert und oftmals angebracht bevor Gemeinde- oder Stadträte ihre Beschlüsse in Sachen Umwelt, Natur- und Artenschutz fassen, auch den fachkundigen Rat erfahrener Revierinhaber einzuholen. So zum Beispiel bei Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, der Errichtung von Windkraftanlagen (im Wald) und bei der Flurneuordnung", so der Jagdpächter weiter.
500 Wildwarner
Jägerinnen und Jäger engagierten sich zudem bei der Verhütung von Wildunfällen, bergen und entsorgen freiwillig verunfalltes Wild und leisteten somit einen nicht unerheblichen Beitrag zur Verhütung und Bekämpfung von Tierseuchen wie zum Beispiel Tollwut. Für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer hätten die Jägerinnen und Jäger des Landkreises Hildburghausen auf eigene Kosten über 500 Wildwarner an den Straßen installiert, um die Unfallgefahr mit Wildtieren zu verringern. Diese Maßnahme hätten bereits zu einer Verringerung der Unfallzahlen geführt.
Engagement und Leidenschaft der Jäger würden aber mehr und mehr durch unverhältnismäßig hohe Belastungen ausgebremst. Nicht umsonst sehe der Landesjagdverbandes Thüringen e.V. die große Gefahr, dass es für die Jäger langfristig immer schwieriger werde, ihrer Aufgabenstellung gerecht zu werden.
Die Unterstützung von Dorffesten sowie Unterricht im Grünen mit Schulklassen und in Kindergärten seien einige Beispiele, wie sich die Jägerschaft in das gesellschaftliche Leben einbringe. Diese Fakten, meint Grünewald, sollten sich die Stadt- und Gemeinderäte der Kommunen, die noch die Jagdsteuer erheben, vor Augen führen und überlegen ob diese Steuer auch bei schwieriger Haushaltssituation noch zeitgemäß sei.
http://www.insuedthueringen.de/lokal/hildburghausen/hildburghausen/Jaeger-sehen-sich-ausgebremst;art83436,2735160
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